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"Körper - Geist" - Monismus, Dualismus oder Konstruktivismus?


Seit die Menschen denken können (das klingt so schön theatralisch), streiten sie über die Frage, ob "Geist" unabhängig vom Körper entstand, existiert und ggf. nach-existiert.
Während für Plato (wohl) klar war, das beides getrennt und (mehr oder weniger) unabhängig ist, meinte schon Aristoteles das diese beiden Phänomene nicht so ganz unabhängig von einander sind, dennoch sprach er der "Seele" Transzendenz (*1) (also "Unsterblichkeit" zu (im Sinne einer unpersönlichen "Seele" / vgl. ggf. atman-brahman-Philosophie). Beide sprechen also, wenn auch in ungleicher Form, von einer Art "Körper-Geist-Dualismus", wenngleich Aristoteles dieses Dualismus schon beschnitt.
Aristoteles sinngemäß: Das Ganze ist oft mehr, als die Summe seiner Teilchen
Spätestens mit Marx und Engels, die da meinten "Nicht das Bewusstsein bestimmt das Leben, sondern das Leben bestimmt das Bewusstsein" kam man dann zum "Körper-Geist-Monismus", wobei Geist eben auf physische Aspekte reduziert wurde.
Ein uns heute nahezu unbekannter George Henry Lewes (1817 - 1878) meinte sinngemäß:
Zwar gibt es emergente (*3) Phänomene (wie Bewusstsein und Kultur) niemals außerhalb der physischen Möglichkeiten, aber sie sind eben doch mehr als die bloße Physik
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Für die Dualisten, insbesondere im theistischen Sinne, war der "unbewegte Beweger" Gott und somit außerhalb der Immanenz (*2).
Für den Monisten war der "unbewegte Beweger" die Physik, weitergedacht im Sinne der Emergenz, bei Lebewesen dann als "Autopoieses" (*4) zu verstehen.
Was - wenn überhaupt - ist in Eurem Verständnis vom "unbewegtem Beweger"?
Ich würde ihn im Grunde als Emergenz/Autopoieses bezeichnen
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(*1) Transzendenz: meint das Unvergängliche, Ewige, Zeitlose, "Jenseitige"
(*2) Immanenz: meint das Vergängliche, Sterbliche, "Deisseitige", bei holländischen Blumenmotiven der Alten Meister auch als "Vanitas"
(*3) Emergenz: (lat. emergere „Auftauchen“, „Herauskommen“, „Emporsteigen“) ist die Herausbildung von neuen Eigenschaften oder Strukturen eines Systems infolge des Zusammenspiels seiner Elemente.
(*4) Autopoiesis: bezeichnet den Prozess der Selbsterschaffung und -erhaltung eines Systems. D.h., das sich das System in ständigen, zielgerichteten autokatalytischen Prozessen quasi aus sich selbst heraus erschafft.
"Autopoietische Systeme können ihre Strukturen nicht als Fertigprodukte aus ihrer Umwelt beziehen. Sie müssen sich durch ihre eigenen Operationen aufbauen und das erinnern - oder vergessen."

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