Der Daoismus (chinesisch, „Lehre des Weges“), gemäß anderer Umschriften auch Taoismus, ist eine chinesische Philosophie und Religion und wird als Chinas eigene und authentisch chinesische Religion angesehen. Seine historisch gesicherten Ursprünge liegen im 4. Jahrhundert v. Chr., als das Daodejing (in älteren Umschriften: Tao te king, Tao te ching …) des Laozi (Laotse, Lao-tzu) entstand.
Die Unterscheidung zwischen Daoismus als Religion und Daoismus als Philosophie, die lange Zeit von den chinesischen Begriffen Daojia und Daojiao ausgehend in der Sinologie verwendet wurde, ist begrifflich unscharf. Sie stellt eher ein Hilfsmittel der westlichen Sinologie dar, um verschiedene Aspekte der langen Geschichte des Daoismus leichter beschreiben zu können. Dennoch wird auch im Chinesischen zwischen philosophischem Daoismus und religiösem Daoismus unterschieden. Der Daoismus ist jedoch eine ebenso facettenreiche Erscheinung wie andere Religionen auch.
Die ethische Lehre des Daoismus besagt, die Menschen sollten sich am Dao orientieren, indem sie den Lauf der Welt beobachten, in welchem sich das Dao äußert. Dadurch können sie die Gesetzmäßigkeiten und Erscheinungsformen dieses Weltprinzips kennenlernen. Da das Dao sich im „Ziran“, dem „Von-selbst-so-Seienden“, der Natur, offenbart, steht es für Natürlichkeit, Spontaneität und Wandlungsfähigkeit. (wiki)
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Weltentstehung
Meister Liä Dsï sprach: »Die alten Weisen nahmen das Lichte und das Finstere als Grundursache der Welt. Aber alles Körperliche entsteht aus Unkörperlichem; so muß doch auch die Welt einen solchen Ursprung haben. Darum sage ich: Es gibt eine Urwandlung, einen Uranfang, ein Urentstehen, eine Urschöpfung.
Die Urwandlung ist der Zustand, da die Kraft noch nicht sich äußert. Der Uranfang ist der Zustand, da die Kraft entsteht. Die Urentstehung ist der Zustand, da die Form entsteht. Die Urschöpfung ist der Zustand, da der Stoff entsteht. Den Zustand, da Kraft, Form und Stoff noch ungetrennt durcheinander sind, nennt man Dasein. Dasein bedeutet den Zustand, da die Dinge miteinander und durcheinander sind und noch kein gesondertes Fürsichsein haben
›Schaut man darauf, so sieht man nichts, horcht man danach, so hört man nichts, verfolgt man es, so erhält man nichts; darum heißt es das Wandelbare.‹ Als das Wandelbare hat es keine Schranke der Form.
Dieses Wandelbare wechselt und wird zur Eins. Die Eins wechselt und wird zur Sieben. Die Sieben wechselt und wird zur Neun. Die Neun ist der Endpunkt dieses Wechsels. Aber sie wechselt noch ein mal und wird wieder zur Eins. Diese Eins ist die Entstehung der wechselnden Formenwelt. Das Reine und Leichte steigt empor und wird (zur unsichtbaren Welt) zum Himmel. Das Trübe und Schwere senkt sich herab und wird (zur sichtbaren Welt) zur Erde. Das, wovon die einigende Kraft ausstrahlt, wird zum Menschen. Darum enthalten Himmel und Erde den Samen, aus dem alle Dinge durch Wandlung erzeugt werden.«
(Liä Dsi – Das wahre Buch vom quellenden Urgrund)
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Vom Selbst
Glück und Unglück verursachen Furcht
Leben und Tod liegen in unserem Selbst
Was heißt:
Glück und Unglück verursachen Furcht?
Glück zu erlangen,
Glück zu verlieren
ist zu fürchten
Was heißt:
Leben und Tod liegen in unserem Selbst?
Die Wurzel unserer Angst
liegt im Selbst
Wenn wir selbstlos sind
wovor sollten wir Angst haben?
Darum:
Wer die Welt als sein Selbst achtet
dem kann man die Welt überlassen
Wer die Welt als sein Selbst liebt
dem kann man die Welt anvertrauen
(Laotze – Tao te king)
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I. Esoterisches / Die Grundlagen -Buch II / Ausgleich der Weltanschauungen
- 4. Der Sinn und die Welt
Mit Hilfe (des Begriffes) eines Fingers nachweisen zu wollen, dass ein (als) Finger (bezeichnetes Ding) kein Finger ist, kommt der Methode nicht gleich, die mit Hilfe (des Begriffs) eines Pferdes nachweisen zu wollen, daß ein (als) Pferd (bezeichnetes Ding) kein Pferd ist. Mit der ganzen Welt verhält es sich ebenso wie mit dem einem Finger; mit allen Dingen verhält es sich ebenso wie mit dem einen Pferd. Was möglich ist, ist möglich; was unmöglich ist, ist unmöglich. Ein Weg bildet sich dadurch, dass er begangen wird; die Dinge erhalten ihr So-Sein dadurch, dass sie benannt werden. Worin besteht das So-Sein? Das So-Sein besteht eben im So-Sein. Worin besteht das Nicht-So-Sein? Das Nicht-So-Sein besteht eben im Nicht-So-Sein. Die Dinge haben notwendig ihr So-Sein; die Dinge haben notwendig ihre Möglichkeit. Kein Ding ist ohne So-Sein; kein Ding ist ohne Möglichkeit. Darum, was vom Standpunkt des Ichs aus ein Querbalken ist oder ein Längsbalken, Häßlichkeit oder Schönheit, Größe oder Gemeinheit, Übereinstimmung oder aber Abweichung: im SINN sind diese Gegensätze aufgehoben in der Einheit. In ihrer Geschiedenheit haben sie ihr Bestehen; durch ihr Bestehen kommen sie zum Vergehen. Alle Dinge, die jenseits sind vom Bestehen und Vergehen, kehren zurück zur Aufhebung in der Einheit. Aber nur der Schauende kennt diese Aufhebung in der Einheit. Er entfaltet keine Tätigkeit vom Standpunkt seines Ichs aus, sondern beruhigt sich beim allgemein Anerkannten. Das allgemein Anerkannte ermöglicht (ungehinderte Tätigkeit), diese Tätigkeit ermöglicht Fortschritt ohne Haften, dieser Fortschritt führt zur Erlangung des LEBENS; wer das LEBEN erlangt hat, der ist am Ziel. Zu Ende ist für ihn die subjektive Bedingtheit. Er ist zu Ende und weiß nichts mehr vom so-Sein; das ist der SINN. Wer seinen Geist abmüht, um die Einheit (aller Dinge) zu erklären, ohne ihre Gemeinsamkeit zu erkennen, dem geht´s, wie es in der Geschichte heißt: „Morgens drei“. Was bedeutet dieses „Morgens drei“? Es heißt: Ein Affenvater brachte (seinen Affen) Stroh und sprach: „Morgens drei und abends vier.“ Da wurden die Affen alle böse. Da sprach er: Dann also Morgens vier und abends drei.“ Da freuten sich die Affen alle. Ohne dass sich begrifflich oder sachlich etwas geändert hätte, äußerte sich Freude oder Zorn bei ihnen. Die affen waren eben auch in subjektiver Bedingtheit befangen. Also macht es der Berufene in seinem Verkehr mit den Menschen. Er befriedigt sie mit Ja und Nein, während er innerlich ruht im Ausgleich des Himmels: das heißt beides gelten lassen.
(Dschuang Dsi - "Das wahre Lied vom südlichen Blütenland"
~ 340 BC, übersetzt von Richard Wilhelm)
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Das I Ging („Buch der Wandlungen“), ist eine Sammlung von Strichzeichnungen und zugeordneten Sprüchen. Es ist der älteste der klassischen chinesischen Texte.
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Ursprünglich stammen die Zeichen aus der chinesischen Orakel-Praxis, näherhin dem Schafgarbenorakel, die Sprüche hingegen aus der Spruchtradition und der Ritualpraxis
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Das I Ging enthält 64 verschiedene Figuren (Hexagrammen). Ein Hexagramm besteht aus sechs Linien, die jeweils in zwei verschiedenen Arten vorkommen können: Als durchgezogene waagerechte Linie (hart) und als in der Mitte unterbrochene waagerechte Linie (weich). Aus diesen beiden Linienarten werden alle 64 Hexagramme gebildet.
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