Direkt zum Hauptbereich

Wer schrieb die Bibel? (Neuere Urkundenhypothese)



Julius Wellhausen (1844-1918) war einer der Begründer der modernen Bibelkritik. Die nach ihm benannte Wellhausen-Schule spricht weiten Teilen der biblischen Überlieferung die Historizität ab und betrachtet sie lediglich als Projektion späterer Epochen. Sie bediente sich dabei methodisch ausschließlich der literarischen Analyse antiker Texte. Wellhausen stellte einige noch heute diskutierte Thesen auf (unter anderem die Neuere Urkundenhypothese).

Die Neuere Urkundenhypothese ist eine Theorie der historisch-kritischen Bibelwissenschaft und wurde in der Forschungsgeschichte der Toraforschung zum bislang bestimmendsten Erklärungsmodell für die Entstehungsgeschichte der fünf Bücher Mose.
Entwickelt wurde die Neuere Urkundenhypothese im ausgehenden 19. Jahrhundert von den Alttestamentlern Karl Heinrich Graf, Abraham Kuenen und vor allem von Julius Wellhausen.


Wellhausen unterschied für die gesamte Tora vier Quellen:

1. Jahwist (abgekürzt: J), aus der Zeit um 950 v.u.Z.
Geschrieben im südlichen Königreich Juda. Es bezieht sich durchweg auf Gott als Jahwe und das Königreich Juda sind von größter Bedeutung.

2. Elohist (abgekürzt: E), aus der Zeit um 800/850 v.u.Z.
Im nördlichen Königreich Israel wahrscheinlich von einem levitischen Priester geschrieben. Es bezieht sich auf Gott als El oder Elohim

3. Priesterschrift (abgekürzt: P), aus der Exilszeit um 550 v.u.Z.
In Jerusalem während der Zeit der religiösen Reform geschrieben. Es betont die Geschichte Israels aus der Perspektive des Königs Josia von Juda.

4. (Ur-)Deuteronomium (abgekürzt: D), aus dem 7. Jh. v.u.Z.
Von jüdischen Priestern im Exil in Babylon geschrieben. Es betont die Tempelverehrung an einem Ort in Jerusalem, wie von König Hiskia verkündet.

Die Päpstliche Bibelkommission bekräftigte 1906, dass Mose der Verfasser des Pentateuch sei, und verwarf jede Form einer Urkundenhypothese.


Julius Wellhausen


Die ursprünglichen hebräischen Schriften waren in hebräischer Sprache, bis nach dem babylonischen Exil um 580 v.u.Z. die gemeinsame Sprache der Juden aramäisch wurde. Die meisten Schriften wurden dann in aramäischer Sprache verfasst, bis Alexander der Große den Nahen Osten kontrollierte und Griechisch zur Sprache des intellektuellen Diskurses wurde. Die Schriften wurden dann ins Griechische übersetzt und als Septuaginta oder LXX (das römische Wort und die Ziffer für 70) bekannt. Die Septuaginta enthielt mehrere Bücher wie 2-Makkabäer u.a. im griechischen Original und einige aramäische Originalbücher, die nur auf Griechisch überlebten, wie Judith, Baruch, Sirach und 1-Makkabäer. Im Jahr 90 wurde der Kanon der hebräischen Schriften von der Rabbinerschule in Jamnia überarbeitet, die sich entschied, die oben aufgeführten Bücher in griechischer Sprache zu streichen.
Die Septuaginta wurde vom heiligen Hieronymus auf Ersuchen von Papst Damasus I. im Jahr 382 ins Lateinische übersetzt und ist als Vulgata bekannt. Diese Version sowohl der hebräischen Schriften als auch des Neuen Testaments wurde zur Bibel des gesamten Christentums bis zur protestantischen Reformation im 15. Jahrhundert. Zu dieser Zeit entschieden sich die Reformer, nur den hebräischen Schriftkanon zu akzeptieren, wodurch die oben erwähnten Bücher beseitigt wurden. Die Protestanten nennen diese heute vermissten Bücher "Apokryphe Schriften". Katholiken bezeichnen sie als deuterokanonisch.

Deuterokanonische Bücher
Judit
Tobit
Baruch
Jesus Sirach
Weisheit Salomos
1. Makkabäer
2. Makkabäer 
Diese Bücher sind in katholischen Bibeln unter den Büchern des Alten Testamentes mit eingereiht, in evangelischen Bibeln stehen sie im Abschnitt „Apokryphen“ als Anhang zum Alten Testament. 

Deuterokanonische Textpassagen zu protokanonischen Büchern
Zusätze zum Buch Daniel
Zusätze zum Buch Ester 
Diese Texte sind in katholischen Bibeln Bestandteile des protokanonischen Buches. In evangelischen Bibeln werden sie wie Bücher unter den Apokryphen eingereiht, obwohl sie sich nicht alle fortlaufend lesen lassen, sondern stückweise an unterschiedlichen Stellen des protokanonischen Buches einzufügen sind.



https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Wellhausen
https://de.wikipedia.org/wiki/Neuere_Urkundenhypothese
https://de.wikipedia.org/wiki/Deuterokanonisch

"Abraham of Ur -  A Critical Analyis of the Life and Times of the Patriarch" - Dave Snyder:https://www.academia.edu/10065117/Abraham_of_Ur_A_Critical_Analyis_of_the_Life_and_Times_of_the_Patriarch?swp=rr-rw-wc-12995218

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

christliche Foltermethoden

Der Befragungsstuhl ... war in vielen Varianten im Einsatz. Die klassische Variante ist der gespickte Stuhl. Bei diesem befinden sich sowohl auf Sitz, Lehne, Bein -und Armbereich Dornen, die sich mit Verschärfung der Folter in das Opfer bohrten. Sehr beliebt war auch die Kombination des Stuhls mit Feuer. Bei dieser Variante wurde ein Stuhl aus Metall verwendet und vor oder unter dem Stuhl ein Feuer entfacht. Geigen Die Wasserfolter Da gab es z. B. die Wasserfolter: Der Körper des Angeklagten wurde auf einer schräg liegenden Tischplatte festgebunden oder an straff gezogenen Seilen frei in der Luft schwebend nur von einem Schemel in der Körpermitte gestützt. Dann musste das Opfer Unmengen von Flüssigkeit schlucken: 6 Liter bei der kleinen, 12 bei der großen Wasserfolter. Wer die Zähne zusammen presste, dessen Mund wurde vom Henker mit einer eisernen Zange aufgerissen. Der goss dann weiteres Wasser aus einer Literkanne in den Mund des Gequälten. Viele der Opfer erstickten daran, oder si

Sinn und Funktion von Religion

"Die Wahrheit einer Religion liegt nicht da, wo sie die Gläubigen vermuten" (Emile Durkheim) Menschliche Konstrukte und/oder kirchliche Dogmen können uns angesichts der Sinnlosigkeit des Daseins helfen, die unendliche Komplexität der Welt auf ein menschlich handhabbares Maß zu reduzieren. (sinngemäß Niklas Luhmann) "Da sich alle Gläubigen in jeweils ihrem Glaube, in ihrer Religion wohl fühlen, gleich, welche spezifischen Merkmale diese Religion hat, muss es etwas anderes als dieses Merkmal sein, was sie zufrieden stellt" Es ist das genetisch verankerte Bedürfnis nach Sicherheit in jedem Menschen, das (auch) durch Religion befriedigt wird. (Dieter Brandt) -------- Definitionsversuche des Begriffes "Religion" - Der substanzialistische Religionsbegriff bezieht sich auf inhaltliche Merkmale von Religion, da die Definition vom Wesen der Religion abgeleitet wird und die wesentlichen Merkmale von Religion charakterisiert werden sollen. Er begreift Reli

Ashera & Jahwe

   Der hebräische Begriff Ašerā (ugaritisch aṯrt, wohl als Aṯirat, semitischen aṯr "heiliger Ort") erscheint 40 mal im Alten Testament, aber die Unterscheidung zwischen Göttern und ihren Kultobjekte waren nicht genau definiert. In einigen altbabylonischen Götterlisten wird Ashera als eine von Amurru's Ehefrauen aufgelistet. Im hethitischen Mythos von Elkunirsa, wird die Frau des Gottes Elkunirsa "Asertum" genannt. In den Texten von Ugarit, ist Göttin Atrt (Atiratu) die Frau von El, dem höchsten Gott des Ugaritischen Pantheons. Einige Gelehrte haben vorgeschlagen, dass Asherah auch in Jer 7,18 und 44,17-19 unter dem Beinamen "Königin des Himmels" zu finden ist, aber eine Identifikation mit den Astralgottheiten Ishtar oder Astarte ist wahrscheinlicher (Olyan 1987). Einige fragmentarische Inschriften, die Asherah erwähnen fanden sich in Kuntillet Ajrud. Darüber hinaus bestätigt eine Schrift von Khirbet el-Kom (10 km südöstlich von Lachish) die Ass