1. Die "Neuere Urkundenhypothese" als bislang bestimmendes Erklärungsmodell der historisch-kritischen Bibelwissenschaft für die Entstehungsgeschichte der fünf Bücher Mose
3. Neuassyrische Königsschriften als Basis für Moses-Texte
- neuassyrische Sargonlegende entspricht der Moses-Geburtslegende
- neuassyrische Tafel Nin A = Esarhaddon 001 als Vorgabe für den Frondienst (laut Bibel in Ägypten)
- neuassyrischen Tafel K. 2401 (SAA IX/3) als Basis für Moses Nilüberquerung, inkl. göttlicher Rettung vor dem Feind beim Durchzug durch Fluß, Bundesschluß, den sich daraus ergebenden rituellen Verpflichtungen und der Verschriftung auf einer Tafel
4. Esarhaddon-Vertrag als Vorlage für Kanonformel, Vertragsflüche in Dtn 28 sowie der Apostasiegesetze in Dtn 13
5. Assurbanipals Krönungshymnus als Vorgabe für Josias Krönungshymnus (Ps 27)
Zeit:
Sargon II. 722-705 v.u.Z.
Asarhaddon 680-669 v.u.Z.
Sargon II. 722-705 v.u.Z.
Asarhaddon 680-669 v.u.Z.
König Josia 639-609 v.u.Z.
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"Moses"-Qumranschriften: 1Q22, 4Q375 / 376, 4Q377 frühes 1. Jh. v.u.Z.
Apokalypse des Mose, Himmelfahrt des Mose: frühes 2. Jh. v.u.Z.
1. Pentateuchforschung
Die Pentateuchforschung hat das Deuteronomium mit der Reform des Königs Josia (639-609 v.u.Z.) in der späten Königszeit in Verbindung gebracht und die Priesterschrift in der exilischen und nachexilischen Epoche verortet. Doch auch der Dekalog (Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21), an dessen mosaischer Herkunft man früher festhalten wollte, und die älteren Rechtstexte wie das Bundesbuch (Ex 20,22-23,33) gehen nicht auf Mose zurück. Der Dekalog gehört in das geistesgeschichtliche Umfeld des Deuteronomiums. Damit besitzt die historische Charakterisierung Moses als Gesetzgeber keine Grundlage mehr, sie erweist sich vielmehr als das Bild einer späteren Epoche, das nicht einmal am Anfang der alttestamentlichen Mosebilder gestanden hat.
Die Neuere Urkundenhypothese der historisch-kritischen Bibelwissenschaft gilt in der Toraforschung als bislang bestimmendstes Erklärungsmodell für die Entstehungsgeschichte der fünf Bücher Mose.Entwickelt wurde die Neuere Urkundenhypothese im ausgehenden 19. Jahrhundert von den Alttestamentlern Karl Heinrich Graf, Abraham Kuenen und vor allem von Julius Wellhausen.
Der Großteil der aktuellen exegetischen Forschung rechnet nicht mehr mit einer elohistischen Quelle aus dem 9. Jahrhundert v.u.Z.. Seit Mitte der 1970er Jahre wird auch die Existenz einer jahwistischen Quellenschrift zunehmend bestritten. Daher geht die jüngere Forschung oft nur noch von einer wirklichen Quelle innerhalb des Pentateuch aus, der Priesterschrift. Daher spricht man heute eher von „vor-“ oder „nicht-priesterschriftlichen Texten“ (ca. 700 v.u.Z.) im Vorfeld der Priesterquelle.
Die Neuere Urkundenhypothese der historisch-kritischen Bibelwissenschaft gilt in der Toraforschung als bislang bestimmendstes Erklärungsmodell für die Entstehungsgeschichte der fünf Bücher Mose.Entwickelt wurde die Neuere Urkundenhypothese im ausgehenden 19. Jahrhundert von den Alttestamentlern Karl Heinrich Graf, Abraham Kuenen und vor allem von Julius Wellhausen.
Der Großteil der aktuellen exegetischen Forschung rechnet nicht mehr mit einer elohistischen Quelle aus dem 9. Jahrhundert v.u.Z.. Seit Mitte der 1970er Jahre wird auch die Existenz einer jahwistischen Quellenschrift zunehmend bestritten. Daher geht die jüngere Forschung oft nur noch von einer wirklichen Quelle innerhalb des Pentateuch aus, der Priesterschrift. Daher spricht man heute eher von „vor-“ oder „nicht-priesterschriftlichen Texten“ (ca. 700 v.u.Z.) im Vorfeld der Priesterquelle.
Apokalypse des Mose, Himmelfahrt des Mose: frühes 2. Jh. v.u.Z.
Ägypten
Zwischen 1500 und 1100 v.u.Z. war Kanaan für rund 400 Jahre lang unter ägyptischer Oberherrschaft, Zeitweise Amanazeit
Sanherib (705-680 v.u.Z.) : Besetzung Judas in den Jahren 703-701 v.u.Z. und Deportation judäischer Bevölkerung
Babylon
Nebukadnezars II. (605-562 v.u.Z.) : Deportation judäischer Bevölkerung ab dem Jahr 597-582 v.u.Z.
Zwischen 1500 und 1100 v.u.Z. war Kanaan für rund 400 Jahre lang unter ägyptischer Oberherrschaft, Zeitweise Amanazeit
Assyrien
Salmanassar V. (726-721 v.u.Z.) / Sargon II. (721-705 v.u.Z.) : 722 v.u.Z. Zerstörung Samarias und die Überführung des ehemaligen Vasallenstaates Israel in eine assyrische ProvinzSanherib (705-680 v.u.Z.) : Besetzung Judas in den Jahren 703-701 v.u.Z. und Deportation judäischer Bevölkerung
Babylon
Nebukadnezars II. (605-562 v.u.Z.) : Deportation judäischer Bevölkerung ab dem Jahr 597-582 v.u.Z.
Das Nordreich Israel ist aus den biblischen Königsbüchern bekannt, die allerdings mit deutlichem zeitlichen Abstand zu den Ereignissen verfasst wurden. Um 880/870 v.u.Z. wurde die erste Dynastie des Nordreichs begründet. Es fand sein Ende in der Eroberung durch die Assyrer 722/720 v.u.Z.
Juda wurde erst nach der Niederlage Israels (durch die Assyrer) zu einem voll entwickelten Staat.
Die Eroberung Jerusalems durch Nebukadnezar II. im Jahr 587 v.u.Z. bedeutete das Ende der Eigenstaatlichkeit. Die Region wurde Teil des neubabylonischen Reiches, später des Achämenidenreich.
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2. Archäologischer Schriftbefund
~ 1250 v.u.Z. soll Moses gelebt haben, laut der Bibelrechnung, einige Orte und Ethnien, die auf seiner Reiseroute lagen und in der Bibel genannt werden, entstanden laut archäologischen Befund jedoch erst im 7.Jhr. v.u.Z.
Num.20,21: "Also weigerten sich die Edomiter, Israel zu vergönnen, durch ihr Gebiet zu ziehen. Und Israel wich von ihnen."
Edom entstand erst unter assyrischer Schirmherrschaft im 7. Jhr. v.u.Z. und auch die wichtigsten Orte der Reiseroute wurden erst im 7. Jhr. v.u.Z. bewohnt (Kadesch-Barnea, Ezjon-Geber, Pithon, Migdol [vgl. Ex.14,2])
Wie schon bei den Erzväter-Erzählungen politische Motive zu Grunde liegen, ist auch die Exodusgeschichte stark politisch angereichert. Nachdem Rückzug der Assyrer versuchten sowohl Pharao Necho von Ägypten, als auch König Josia (7. Jhr. v.u.Z.) ihre Länderein zu erweitern. Daraus sind politische Motive während der Niederschreibung der Exodusgeschichte, die sich gegen Ägypten richten, zu erwägen.
Im Juda des 10. Jhr. v.u.Z. wurde keine einzige Spur angeblicher literarischer Tätigkeit gefunden. Auch monumentale Inschriften und persönliche Siegel- oder Siegelabdrücke - die wesentlichen Anzeichen für einen voll entwickelten Staat - treten in Juda erst 200 Jahre nach der Salomon-Zeit auf, im späten 8. Jhr. v.u.Z.. Erst ab dem 8. Jhr. v.u.Z. findet die Herausbildung eines Staates statt: monumentale Innschriften, Siegel, Massenproduktion von Keramik und eine Öl- und Wein verarbeitende Industrie.
Während der Regierungszeit Josia´s (Enkel von Manasse) kommt das "JHVH-allein"-Lager zu Macht. Um 622 v.u.Z. "entdeckte" man die Urschrift des Deutoronomium und bewirkt eine Revolution im Ritual und eine vollständige Neuformulierung der israelitischen Identität: die ausschließliche Verehrung eines Gottes (JHVH) an einem Ort. Das war der entscheidende Augenblick für die Herausbildung der biblischen Tradition, wie man sie heute kennt. Josia leitete eine Kampagne ein, die jede Spur ausländischer oder synkretischer Verehrung, einschließlich der uralten Höhen, ausmerzte und drang dabei bis über die Nordgrenze nach Bethel vor.
Als einzige Buch im Pentateuch erhebt das Deutoronium den Anspruch, die "Worte des Bundes" zu enthalten, die ganz Israel befolgen muss (29,9). Nur in diesem Buch werden alle Opfer außer an der "Stätte, die der Herr, euer Gott, aus all euren Stämmen erwählen wird", verboten (12,5), während die anderen Bücher des Pentateuch wiederholt ohne jede Kritik den Opferdienst an Altären überall im Land erwähnen.
Das Auftauchen dieses Textes steht in Einklang mit den archäologischen Befunden für die plötzliche Verbreitung der Fähigkeiten des Lesens und Schreibens im 7. Jhr. v.u.Z.. Dabei ähnelt die literarische Form des Bundes mit JHVH im Deutoronomium auffallend assyrischen Verträgen mit Vasallen aus dem frühen 7. Jhr. v.u.Z., die die Rechte und Pflichten eines unterworfenen Volkes ihrem Herren gegenüber festlegt.
Quelle: Israel Finkelstein, Neil A. Silbermann: "Keine Posaunen vor Jericho"
Keine Posaunen vor Jericho: Die archäologische Wahrheit über die Bibel eBook : Finkelstein, Israel, Silberman, Neil Asher, Magall, Miriam: Amazon.de: Kindle-Shop
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3.Neuassyrische Königsschriften
Der ägyptische Pharao - namentlich nicht genannt - stellt das Idealbild des mächtigen Fremdherrschers dar, wobei assyrisch und babylonischer Herrscher mit einbezogen werden.
3.1. Sargon- und Moses Geburtslegende
Erst in dem postpentateuchredaktionellen Mosestammbaum werden in Ex 6,20 mit der Einführung ... der Beziehung von Moses Eltern auch deren Namen „Amram“ und „Jochebed“ nachgetragen. Mose entstammt (Ex 2,1 ff.) einer illegitimen Beziehung zwischen einem Leviten und einer Levitin, "deshalb verbarg sie ihn drei Monate. Als sie ihn aber nicht länger verbergen konnte, nahm sie ein Kästlein von Rohr für ihn und verklebte es mit Erdharz und Pech und legte das Kind hinein und setzte das Kästlein in das Schilf am Ufer des Nils aus."
Moses Geburtserzählung teilt dieses zentrale Motiv mit der neuassyrischen Erzählung von der Geburt des Königs Sargon. Es begründet, warum die Mutter das Kind aussetzt.
Sargon und Mose ist gemeinsam:
1.Beide sind nichtehelicher Herkunft.
2.Beide werden deshalb von ihrer Mutter ausgesetzt
3.Beide werden von ihr in einen Kasten aus Schilf gelegt.
4.Beide Schilfkästen werden mit Bitumen verstrichen.
5.Beide Schilfkästen werden am Flußufer abgelegt.
6.Beide Kinder werden durch Zufall gefunden.
7.Beide Kinder werden von Stiefeltern adoptiert großgezogen.
8.Beide Kinder haben als Erwachsene eine im Horizont der jeweiligen Politischen Theologie wichtige Mission zu erfüllen
neuassyrische Sargon-Legende
„Scharrukin (= Sargon), der starke König, der König von Akkade bin ich. .... Es empfing mich die Mutter, die Verstoßene gebar mich heimlich. Sie legte mich in einen Korb aus Schilf, mit Bitumen verschloss sie meine Öffnungen. Sie ließ mich auf dem Fluss nieder, aus dem ich nicht mehr selbst emporsteigen konnte. Der Fluss trug mich, zu Aqqi dem Wasserschöpfer ... Aqqi der Wasserschöpfer holte mich ... herauf. Aqqi der Wasserschöpfer nahm mich zu seiner Sohnschaft an, er zog mich wahrlich groß. ... (54?) Jahre übte ich wahrlich die Königsherrschaft aus. ...“.
Moses Ex 2,1 ff.
Zu jener Zeit heirateten ein Mann und eine Frau aus dem Stamm Levi. Die
Frau wurde schwanger und bekam einen Sohn. Als sie sah, was für ein schönes Kind es war, hielt sie es drei Monate lang versteckt. Schließlich konnte die Frau ihren Sohn nicht länger verstecken. Da nahm sie einen kleinen Korb aus Schilfrohr, dichtete ihn mit Erdharz (Bitumen) und Pech ab und legte das Kind in den Korb. Dann setzte sie diesen ins Schilf am Nilufer. ... Die Tochter des Pharaos entdeckte den Korb im Schilf ... »Nimm dieses Kind mit nach Hause und stille es für mich«, sagte die Tochter des Pharaos ... Die Tochter des Pharaos sagte: »Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen«, und nannte ihn Mose.
The Birth-Legend of Sargon | ETANA
Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet :: bibelwissenschaft.de
The Legend of Sargon of Akkad - World History Encyclopedia
J. B. Pritchards The Ancient Near East, Band I, Seiten 85-86: Amazon.com: The Ancient Near East, Volume I - An Anthology Of Texts And Pictures: Pritchard, James B. (edited by): Bücher
2.Mose 2,1 | Lutherbibel 2017 :: ERF Bibleserver
neuassyrische Sargonlegende: AOT 234f.; ANET 119 (Bibellexikon) bzw. CT 13 42–43 (Etana)
Erst in dem postpentateuchredaktionellen Mosestammbaum werden in Ex 6,20 mit der Einführung ... der Beziehung von Moses Eltern auch deren Namen „Amram“ und „Jochebed“ nachgetragen. Mose entstammt (Ex 2,1 ff.) einer illegitimen Beziehung zwischen einem Leviten und einer Levitin, "deshalb verbarg sie ihn drei Monate. Als sie ihn aber nicht länger verbergen konnte, nahm sie ein Kästlein von Rohr für ihn und verklebte es mit Erdharz und Pech und legte das Kind hinein und setzte das Kästlein in das Schilf am Ufer des Nils aus."
Moses Geburtserzählung teilt dieses zentrale Motiv mit der neuassyrischen Erzählung von der Geburt des Königs Sargon. Es begründet, warum die Mutter das Kind aussetzt.
Sargon und Mose ist gemeinsam:
1.Beide sind nichtehelicher Herkunft.
2.Beide werden deshalb von ihrer Mutter ausgesetzt
3.Beide werden von ihr in einen Kasten aus Schilf gelegt.
4.Beide Schilfkästen werden mit Bitumen verstrichen.
5.Beide Schilfkästen werden am Flußufer abgelegt.
6.Beide Kinder werden durch Zufall gefunden.
7.Beide Kinder werden von Stiefeltern adoptiert großgezogen.
8.Beide Kinder haben als Erwachsene eine im Horizont der jeweiligen Politischen Theologie wichtige Mission zu erfüllen
neuassyrische Sargon-Legende
„Scharrukin (= Sargon), der starke König, der König von Akkade bin ich. .... Es empfing mich die Mutter, die Verstoßene gebar mich heimlich. Sie legte mich in einen Korb aus Schilf, mit Bitumen verschloss sie meine Öffnungen. Sie ließ mich auf dem Fluss nieder, aus dem ich nicht mehr selbst emporsteigen konnte. Der Fluss trug mich, zu Aqqi dem Wasserschöpfer ... Aqqi der Wasserschöpfer holte mich ... herauf. Aqqi der Wasserschöpfer nahm mich zu seiner Sohnschaft an, er zog mich wahrlich groß. ... (54?) Jahre übte ich wahrlich die Königsherrschaft aus. ...“.
Moses Ex 2,1 ff.
Zu jener Zeit heirateten ein Mann und eine Frau aus dem Stamm Levi. Die
Frau wurde schwanger und bekam einen Sohn. Als sie sah, was für ein schönes Kind es war, hielt sie es drei Monate lang versteckt. Schließlich konnte die Frau ihren Sohn nicht länger verstecken. Da nahm sie einen kleinen Korb aus Schilfrohr, dichtete ihn mit Erdharz (Bitumen) und Pech ab und legte das Kind in den Korb. Dann setzte sie diesen ins Schilf am Nilufer. ... Die Tochter des Pharaos entdeckte den Korb im Schilf ... »Nimm dieses Kind mit nach Hause und stille es für mich«, sagte die Tochter des Pharaos ... Die Tochter des Pharaos sagte: »Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen«, und nannte ihn Mose.
The Birth-Legend of Sargon | ETANA
Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet :: bibelwissenschaft.de
The Legend of Sargon of Akkad - World History Encyclopedia
J. B. Pritchards The Ancient Near East, Band I, Seiten 85-86: Amazon.com: The Ancient Near East, Volume I - An Anthology Of Texts And Pictures: Pritchard, James B. (edited by): Bücher
2.Mose 2,1 | Lutherbibel 2017 :: ERF Bibleserver
neuassyrische Sargonlegende: AOT 234f.; ANET 119 (Bibellexikon) bzw. CT 13 42–43 (Etana)
CDLI: P365306
SM.2118
British Museum, LondonMuseum number SM.2118© Marie-Lan Nguyen / Wikimedia Commons /CC-BY 2.5
-> electronic Babylonian Library (lmu.de) - >>> References
Christoph Levin, evangelischer Theologe und Professor für Alttestamentliche Theologie schreibt in "Der Jahwist": Die Vergleichbarkeit (der Sargon-Legende) mit Ex.2 reicht bis in die Einzelheiten, so dass man annehmen muss, das solche Erzählungen der Moses-Überlieferung als Vorbild gedient haben. .. .Eine wirkliche Kenntnis ägyptischer Verhältnisse lässt Ex 2 jedoch vermissen":
4. Asarhaddons Vertrag
Der Jahwist - Christoph Levin - Google Books
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3.2. Frondienst
Ex 1,11 erzählt, dass die Ägypter Fronaufseher einsetzten, um Israel mit den von ihnen beaufsichtigten Fronarbeiten zu bedrücken und Israel die Vorratsstädte Pithom und Ramses bauen zu lassen. Auch hier liegt als Referenztext eine neuassyrische Königsinschrift nahe, die davon berichtet, dass der judäische König Manasse Frondienst beim Bau eines königlichen Lagerhauses in Ninive zur Zeit des Königs Asarhaddon zu leisten hatte: Nin A V 40-55.73*-76.82; VI 1
Der Autor der vorpriesterschriftlichen Mose-Exodus-Erzählung projiziert die von der neuassyrischen Hegemonialmacht erzwungene Fronleistung in die fiktive Situation Israels in Ägypten. Ist dieser zeitgeschichtliche Hintergrund von Ex 1,11 im 7. Jh. v.u.Z. erkannt, so wird die Mose-Figur zur Antipode des neuassyrischen Großkönigs: Mose legt nicht wie dieser Fronlasten auf, sondern befreit davon. Mit Mose wird also nicht ein König geboren, der bedrückt, sondern ein Mann, der aus der Bedrückung befreit.
„Zur damaligen Zeit war das Vorratshaus von Ninive, das Könige, die vor meinem Vater regierten, errichtet hatten ... Die Bewohner der Länder, die mein Bogen erobert hatte, ließ ich Hacken und Tragekörbe tragen, und sie strichen Ziegel. ... Ich bot die Könige des Hethiterlandes und des Gebiets jenseits des Flusses auf, Ba'al, König von Tyrus, Manasse, König von Juda …und sie ließen alle auf meinen Befehl große Balken, hohe Pfähle und Pfeiler aus Zedern- und Zypressenstämmen, die im Sisara- und Libanon-Gebirge wachsen … zum Bedarf meines Palastes unter großen Mühen und Beschwernissen nach Ninive, meiner Residenzstadt, schleppen“
Ex 1,11: 11 Und man setzte Fronvögte über sie, die sie mit schweren Diensten bedrücken sollten. Und sie bauten dem Pharao die Städte Pitom und Ramses als Vorratsstädte. 12 Aber je mehr sie das Volk bedrückten, desto stärker mehrte es sich und breitete sich aus. Und es kam sie ein Grauen an vor den Israeliten. 13 Da zwangen die Ägypter die Israeliten mit Gewalt zum Dienst 14 und machten ihnen ihr Leben sauer mit schwerer Arbeit in Ton und Ziegeln und mit mancherlei Frondienst auf dem Felde, mit all ihrer Arbeit, die sie ihnen mit Gewalt auferlegten.
Nin A = Esarhaddon 001 ab Zeile V 54
RINAP 4 von 673/672 v.u.Z. rinap/rinap4 (upenn.edu)
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3.2. Frondienst
Ex 1,11 erzählt, dass die Ägypter Fronaufseher einsetzten, um Israel mit den von ihnen beaufsichtigten Fronarbeiten zu bedrücken und Israel die Vorratsstädte Pithom und Ramses bauen zu lassen. Auch hier liegt als Referenztext eine neuassyrische Königsinschrift nahe, die davon berichtet, dass der judäische König Manasse Frondienst beim Bau eines königlichen Lagerhauses in Ninive zur Zeit des Königs Asarhaddon zu leisten hatte: Nin A V 40-55.73*-76.82; VI 1
Der Autor der vorpriesterschriftlichen Mose-Exodus-Erzählung projiziert die von der neuassyrischen Hegemonialmacht erzwungene Fronleistung in die fiktive Situation Israels in Ägypten. Ist dieser zeitgeschichtliche Hintergrund von Ex 1,11 im 7. Jh. v.u.Z. erkannt, so wird die Mose-Figur zur Antipode des neuassyrischen Großkönigs: Mose legt nicht wie dieser Fronlasten auf, sondern befreit davon. Mit Mose wird also nicht ein König geboren, der bedrückt, sondern ein Mann, der aus der Bedrückung befreit.
„Zur damaligen Zeit war das Vorratshaus von Ninive, das Könige, die vor meinem Vater regierten, errichtet hatten ... Die Bewohner der Länder, die mein Bogen erobert hatte, ließ ich Hacken und Tragekörbe tragen, und sie strichen Ziegel. ... Ich bot die Könige des Hethiterlandes und des Gebiets jenseits des Flusses auf, Ba'al, König von Tyrus, Manasse, König von Juda …und sie ließen alle auf meinen Befehl große Balken, hohe Pfähle und Pfeiler aus Zedern- und Zypressenstämmen, die im Sisara- und Libanon-Gebirge wachsen … zum Bedarf meines Palastes unter großen Mühen und Beschwernissen nach Ninive, meiner Residenzstadt, schleppen“
Ex 1,11: 11 Und man setzte Fronvögte über sie, die sie mit schweren Diensten bedrücken sollten. Und sie bauten dem Pharao die Städte Pitom und Ramses als Vorratsstädte. 12 Aber je mehr sie das Volk bedrückten, desto stärker mehrte es sich und breitete sich aus. Und es kam sie ein Grauen an vor den Israeliten. 13 Da zwangen die Ägypter die Israeliten mit Gewalt zum Dienst 14 und machten ihnen ihr Leben sauer mit schwerer Arbeit in Ton und Ziegeln und mit mancherlei Frondienst auf dem Felde, mit all ihrer Arbeit, die sie ihnen mit Gewalt auferlegten.
Nin A = Esarhaddon 001 ab Zeile V 54
RINAP 4 von 673/672 v.u.Z. rinap/rinap4 (upenn.edu)
Die Geburt des Mose. Die Mose-Figur als Gegenentwurf zur neuassyrischen Königsideologie, in: E. Otto, Die Tora. Studien zum Pentateuch, BZAR 9, 2009 (Harrassowitz)
Die Geburt des Mose. Die Mose-Figur als Gegenentwurf zur neuassyrischen Königsideologie, in: E. Otto, Die Tora. Studien zum Pentateuch, BZAR 9, 2009 (Harrassowitz) | Eckart Otto - Academia.edu
Papyrus Leiden 348 und 349 erwähnen Apiru im Staatsdienst, die Steine schleppen, Zeit Ramses II 1279-1213 v.u.Z. Finkelstein und Silberman weisen jedoch darauf hin, dass die Merenptah-Stele Israel als eine Gruppe erwähnt, die bereits in Kanaan lebte. Darüber hinaus gebe es keinen einzigen Beleg für Israeliten in Ägypten: weder auf monumentalen Inschriften, noch in Grabinschriften und auch nicht auf Papyrus: Israel gebe es nicht – weder als möglichen Feind Ägyptens noch als Freund und auch nicht als versklavte Nation.
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3.3. Moses Nil-Überquerung
Die prophetischen Orakel der neuassyrischen Sammeltafel K. 2401 (SAA IX/3) zeigen als Fabel, die ihren Zielpunkt in der Thronbesteigung Asarhaddons hat, die gleiche Ereignisabfolge wie die Mose-Erzählungen. Asarhaddons Flucht vor der Verfolgung durch die Brüder ins Ausland, seine Rückkehr, die Vernichtung der Feinde durch die Gottheit beim Übergang über den Tigris, seine Ankunft in Ninive und der Bundesschluß mit dem Gott Assur , alles das erinnert sehr deutlich an die Mose-Erzählungen. Neben dem Loyalitätseid Asarhaddons aus dem Jahre 669 v.u.Z, der neuassyrischen Sargon-Legende und dem Krönungshymnus Assurbanipals ist das ein weiteres Textensemble neuassyrischer Herrschaftslegitimation, das in der Hebräischen Bibel rezipiert wurde.
Die Verbindung von göttlicher Rettung vor dem Feind beim Durchzug durch Fluß mit einem Bundesschluß, den sich daraus ergebenden rituellen Verpflichtungen und der Verschriftung auf einer Tafel entspricht der vorpriesterschriftlichen Mose-Erzählung in Ex 14*; 19*; 34*, die ihren Höhepunkt erreicht mit dem Bundesschluß (Ex 34,27) auf der Grundlage der rituellen Verpflichtungen (Ex 34,18-23.25f.), die verschriftet werden.
„Ich habe deine Klage gehört, mitten aus dem Tor des Himmels warf ich Glut herab. Feuer warf ich, um sie zu fressen. Du aber stehst (unversehrt) in ihrer Mitte. Ich habe dich von ihnen befreit. Ich jagte sie in die Berge. Hagel und Feuer vom Himmel ließ ich auf sie herabregnen. Deine Feinde schlachtete ich. Mir ihrem Blut füllte ich den Fluß (sc. Tigris). Sie sollen es sehen, sie sollen es verkünden, dass ich Assur, der Herr der Götter bin“ (KV 2401 II:14-25).
In dem Augenblick aber, in dem man sieht, dass nicht nur im kulturhistorischen Raum schwebende Motive, sondern wichtige Texte, die exakt datiert sind, direkt übertragen werden, und zwar in subversiver Form, definiert die Datierung der rezipierten Referenztexte die der rezipierenden.
Die Tafel K. 2401 wurde im Jahr 680/79 v.u.Z. geschrieben. In das Jahr 673 v.u.Z. datiert die Königsinschrift Nin A mit der Erwähnung der Fron des judäischen Königs Manasse beim Bau des Vorratshauses in Ninive. Sie wurden ein Jahr vor dem Loyalitätseid Asarhaddons abgefasst, der im Deuteronomium rezipiert wurde. Der Zeitraum, in dem die Mose-Erzählung entstand, umfasst also die Jahre 673 bis 612 v.u.Z.. Eine subversive Rezeption zentral neuassyrischer Königsüberlieferungen, die dem assyrischen Großkönig die Legitimität seiner Herrschaft über Juda bestreitet, ist historisch während der Regierungszeit des Königs Josia in den Jahren zwischen 639 und 612 v.u.Z. am wahrscheinlichsten. In dieser Zeit fällt auch die Rezeption von Assurbanipals Krönungshymnus VAT 13831 (SAA III/11) 100 in der Grundschicht von Ps 72 als Krönungshymnus des Königs Josia.
K 02401 = SAA 09 003 "The Covenant of Aššur"
saao/saa09 (upenn.edu)
Papyrus Leiden 348 und 349 erwähnen Apiru im Staatsdienst, die Steine schleppen, Zeit Ramses II 1279-1213 v.u.Z. Finkelstein und Silberman weisen jedoch darauf hin, dass die Merenptah-Stele Israel als eine Gruppe erwähnt, die bereits in Kanaan lebte. Darüber hinaus gebe es keinen einzigen Beleg für Israeliten in Ägypten: weder auf monumentalen Inschriften, noch in Grabinschriften und auch nicht auf Papyrus: Israel gebe es nicht – weder als möglichen Feind Ägyptens noch als Freund und auch nicht als versklavte Nation.
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3.3. Moses Nil-Überquerung
Die prophetischen Orakel der neuassyrischen Sammeltafel K. 2401 (SAA IX/3) zeigen als Fabel, die ihren Zielpunkt in der Thronbesteigung Asarhaddons hat, die gleiche Ereignisabfolge wie die Mose-Erzählungen. Asarhaddons Flucht vor der Verfolgung durch die Brüder ins Ausland, seine Rückkehr, die Vernichtung der Feinde durch die Gottheit beim Übergang über den Tigris, seine Ankunft in Ninive und der Bundesschluß mit dem Gott Assur , alles das erinnert sehr deutlich an die Mose-Erzählungen. Neben dem Loyalitätseid Asarhaddons aus dem Jahre 669 v.u.Z, der neuassyrischen Sargon-Legende und dem Krönungshymnus Assurbanipals ist das ein weiteres Textensemble neuassyrischer Herrschaftslegitimation, das in der Hebräischen Bibel rezipiert wurde.
Die Verbindung von göttlicher Rettung vor dem Feind beim Durchzug durch Fluß mit einem Bundesschluß, den sich daraus ergebenden rituellen Verpflichtungen und der Verschriftung auf einer Tafel entspricht der vorpriesterschriftlichen Mose-Erzählung in Ex 14*; 19*; 34*, die ihren Höhepunkt erreicht mit dem Bundesschluß (Ex 34,27) auf der Grundlage der rituellen Verpflichtungen (Ex 34,18-23.25f.), die verschriftet werden.
„Ich habe deine Klage gehört, mitten aus dem Tor des Himmels warf ich Glut herab. Feuer warf ich, um sie zu fressen. Du aber stehst (unversehrt) in ihrer Mitte. Ich habe dich von ihnen befreit. Ich jagte sie in die Berge. Hagel und Feuer vom Himmel ließ ich auf sie herabregnen. Deine Feinde schlachtete ich. Mir ihrem Blut füllte ich den Fluß (sc. Tigris). Sie sollen es sehen, sie sollen es verkünden, dass ich Assur, der Herr der Götter bin“ (KV 2401 II:14-25).
In dem Augenblick aber, in dem man sieht, dass nicht nur im kulturhistorischen Raum schwebende Motive, sondern wichtige Texte, die exakt datiert sind, direkt übertragen werden, und zwar in subversiver Form, definiert die Datierung der rezipierten Referenztexte die der rezipierenden.
Die Tafel K. 2401 wurde im Jahr 680/79 v.u.Z. geschrieben. In das Jahr 673 v.u.Z. datiert die Königsinschrift Nin A mit der Erwähnung der Fron des judäischen Königs Manasse beim Bau des Vorratshauses in Ninive. Sie wurden ein Jahr vor dem Loyalitätseid Asarhaddons abgefasst, der im Deuteronomium rezipiert wurde. Der Zeitraum, in dem die Mose-Erzählung entstand, umfasst also die Jahre 673 bis 612 v.u.Z.. Eine subversive Rezeption zentral neuassyrischer Königsüberlieferungen, die dem assyrischen Großkönig die Legitimität seiner Herrschaft über Juda bestreitet, ist historisch während der Regierungszeit des Königs Josia in den Jahren zwischen 639 und 612 v.u.Z. am wahrscheinlichsten. In dieser Zeit fällt auch die Rezeption von Assurbanipals Krönungshymnus VAT 13831 (SAA III/11) 100 in der Grundschicht von Ps 72 als Krönungshymnus des Königs Josia.
K 02401 = SAA 09 003 "The Covenant of Aššur"
saao/saa09 (upenn.edu)
CDLI: ABRT 1, 22 - 25 (P334927) - Cuneiform Digital Library Initiative (mpg.de)
aus: Die Geburt des Mose. Die Mose-Figur als Gegenentwurf zur neuassyrischen Königsideologie, in: E. Otto, Die Tora. Studien zum Pentateuch, BZAR 9, 2009 (Harrassowitz):
Die Geburt des Mose. Die Mose-Figur als Gegenentwurf zur neuassyrischen Königsideologie, in: E. Otto, Die Tora. Studien zum Pentateuch, BZAR 9, 2009 (Harrassowitz) | Eckart Otto - Academia.edu
aus: Die Geburt des Mose. Die Mose-Figur als Gegenentwurf zur neuassyrischen Königsideologie, in: E. Otto, Die Tora. Studien zum Pentateuch, BZAR 9, 2009 (Harrassowitz):
Die Geburt des Mose. Die Mose-Figur als Gegenentwurf zur neuassyrischen Königsideologie, in: E. Otto, Die Tora. Studien zum Pentateuch, BZAR 9, 2009 (Harrassowitz) | Eckart Otto - Academia.edu
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saao/saa02 (upenn.edu)
SAA 02 007 Oath of Loyalty to Esarhaddon
als Vorlage für Kanonformel, Vertragsflüche in Dtn 28 sowie der Apostasiegesetze in Dtn 13
CDLI: JCS 39, 188 (P336218) - Cuneiform Digital Library Initiative (mpg.de)
„Kanonformel“ aus Dtn 13,1 (12,32 LXX)
„Das ganze Wort, das ich euch befehle, sollt ihr achten, es auszuführen; du darfst ihm weder etwas hinzufügen noch etwas davon wegnehmen.“
„Ihr sollt weder ändern noch abwandeln das Wort Asarhaddons, des Königs von Assyrien. Aber gehorcht eben jenem […] Assurbanipal, dem designierten großen Kronprinzen […].“ (§ 4, Z. 57 – 60)
Unter „Deuteronomium“ („Zweitgesetz“) konnte man auch eine Zweitausfertigung des Gesetzes, im Sinne einer Wiederholung der Gesetzgebung vom Sinai zu einer späteren Zeit und an einem anderen Ort verstehen. Die Überschrift des Deuteronomiums kündigt in Dtn 1,1-5 eine Rede des Mose an, die er an diesem markanten Wendepunkt der Geschichte Israels hält.
Die neuassyrischen Ursprünge der Kanonformel in Deuteronomium 13,1 von: Bernard M Levinson:
Die neuassyrischen Ursprünge der Kanonformel in Deuteronomium 13,1 | Bernard M Levinson - Academia.edu
Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet :: bibelwissenschaft.de
SAA 02 007 Oath of Loyalty to Esarhaddon
als Vorlage für Kanonformel, Vertragsflüche in Dtn 28 sowie der Apostasiegesetze in Dtn 13
CDLI: JCS 39, 188 (P336218) - Cuneiform Digital Library Initiative (mpg.de)
„Kanonformel“ aus Dtn 13,1 (12,32 LXX)
„Das ganze Wort, das ich euch befehle, sollt ihr achten, es auszuführen; du darfst ihm weder etwas hinzufügen noch etwas davon wegnehmen.“
„Ihr sollt weder ändern noch abwandeln das Wort Asarhaddons, des Königs von Assyrien. Aber gehorcht eben jenem […] Assurbanipal, dem designierten großen Kronprinzen […].“ (§ 4, Z. 57 – 60)
Unter „Deuteronomium“ („Zweitgesetz“) konnte man auch eine Zweitausfertigung des Gesetzes, im Sinne einer Wiederholung der Gesetzgebung vom Sinai zu einer späteren Zeit und an einem anderen Ort verstehen. Die Überschrift des Deuteronomiums kündigt in Dtn 1,1-5 eine Rede des Mose an, die er an diesem markanten Wendepunkt der Geschichte Israels hält.
Die neuassyrischen Ursprünge der Kanonformel in Deuteronomium 13,1 von: Bernard M Levinson:
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5. Assurbanipals Krönungshymnus als Vorgabe für Josias Krönungshymnus
Assurbanipal’s Coronation Hymn SAA 03 011
saao/saa03 (upenn.edu)
CDLI: LKA 031 (P336242) - Cuneiform Digital Library Initiative (mpg.de)
"Die Geburt des Mose. Die Mose-Figur als Gegenentwurf zur neuassyrischen Königssideologie im 7. Jh. v.u.Z."
aus: E. Otto, Die Tora. Studien zum Pentateuch, BZAR 9, 2009 (Harrassowitz)
Die Geburt des Mose. Die Mose-Figur als Gegenentwurf zur neuassyrischen Königsideologie, in: E. Otto, Die Tora. Studien zum Pentateuch, BZAR 9, 2009 (Harrassowitz) | Eckart Otto - Academia.edu
Laut biblischen Angaben befanden sich rund 600.000 Männer in der Gefolgschaft, was (mit Frauen und Kindern) eine Bevölkerung von rund 2 Millionen Menschen ergäbe. Da die Bevölkerung in Ägypten im Neuen Reich schätzungsweise 3 bis 4,5 Millionen Menschen betrug, wäre ein Exodus in diesem Ausmaß ein katastrophales Ereignis gewesen. Es gibt aber für das Neue Reich keinen Hinweis für ein solch traumatisches Ereignis.
Donald B. Redford: Egypt, Canaan, and Israel in Ancient Times. Princeton University Press, Princeton (NJ) 1992, S. 408.
Merenptah-Stele (Israel-Stele), 1208 v.u.Z. spricht von "Israel" nur als Volksgruppe, nicht aber als Staat oder geografisches Gebiet. „Israel liegt brach und hat keine Nachkommen ( = Saat) (mehr)“. Es wird nicht mit dem Determinativ für einen Ort oder ein Land, sondern mit dem einer Personen- oder Menschengruppe geschrieben. Die Erwähnung eines Stammes Israel ist der älteste und einzige eindeutige nichtbiblische Beleg für die Existenz des Namens Israel zu ramessidischer Zeit. Es sollte bis zum 9. Jahrhundert v. Chr. dauern, bis erstmals ein Staat mit Namen Haus Omri in assyrischen Inschriften und der Mescha-Stele als Gleichsetzung mit dem Namen Israel belegt ist. Die Frage nach historischen Gemeinsamkeiten mit dem in der Merenptah-Stele beschriebenen Nomaden-Volk Israel und dem späteren Staat konnte bis heute nicht geklärt werden.
Übersetzung: The Victory (Israeli) Stele of Merneptah (archive.org)
aus: E. Otto, Die Tora. Studien zum Pentateuch, BZAR 9, 2009 (Harrassowitz)
Die Geburt des Mose. Die Mose-Figur als Gegenentwurf zur neuassyrischen Königsideologie, in: E. Otto, Die Tora. Studien zum Pentateuch, BZAR 9, 2009 (Harrassowitz) | Eckart Otto - Academia.edu
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ExodusLaut biblischen Angaben befanden sich rund 600.000 Männer in der Gefolgschaft, was (mit Frauen und Kindern) eine Bevölkerung von rund 2 Millionen Menschen ergäbe. Da die Bevölkerung in Ägypten im Neuen Reich schätzungsweise 3 bis 4,5 Millionen Menschen betrug, wäre ein Exodus in diesem Ausmaß ein katastrophales Ereignis gewesen. Es gibt aber für das Neue Reich keinen Hinweis für ein solch traumatisches Ereignis.
Donald B. Redford: Egypt, Canaan, and Israel in Ancient Times. Princeton University Press, Princeton (NJ) 1992, S. 408.
Merenptah-Stele (Israel-Stele), 1208 v.u.Z. spricht von "Israel" nur als Volksgruppe, nicht aber als Staat oder geografisches Gebiet. „Israel liegt brach und hat keine Nachkommen ( = Saat) (mehr)“. Es wird nicht mit dem Determinativ für einen Ort oder ein Land, sondern mit dem einer Personen- oder Menschengruppe geschrieben. Die Erwähnung eines Stammes Israel ist der älteste und einzige eindeutige nichtbiblische Beleg für die Existenz des Namens Israel zu ramessidischer Zeit. Es sollte bis zum 9. Jahrhundert v. Chr. dauern, bis erstmals ein Staat mit Namen Haus Omri in assyrischen Inschriften und der Mescha-Stele als Gleichsetzung mit dem Namen Israel belegt ist. Die Frage nach historischen Gemeinsamkeiten mit dem in der Merenptah-Stele beschriebenen Nomaden-Volk Israel und dem späteren Staat konnte bis heute nicht geklärt werden.
Übersetzung: The Victory (Israeli) Stele of Merneptah (archive.org)
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Schasu/Apiru
Da die Exoduserzählung vermutlich ihre früheste Gestalt im 7. Jahrhundert v.u.Z. angenommen hat, sieht sie Helmut Utzschneider von alttestamentlichen Vorgaben her (zunächst) als eine Reaktion auf eine assyrische Bedrohung des späten judäischen Staatswesens. Sie könnte beispielsweise die Belagerung Jerusalems im Jahr 701 durch den assyrischen Großkönig Sanherib reflektieren. Dies wird vor allem auf der Grundlage einer theologischen Befreiungserfahrung begründet.
E. Otto bezieht die Exoduserzählung auf Ereignisse unter König Manasse von Juda (ca. 696–642 v.u.Z.), während dessen Regierungszeit Judäer Zwangsarbeiten für den assyrischen König Asarhaddon (680–669 v.u.Z.) ausführen mussten. Die Moses-Figur ist dabei als Gegenentwurf politischer Theologie zur neu-assyrischen Königsideologie im 7. Jahrhundert v.u.Z. und als Adaption der Sargonlegende zu verstehen.
Laut Wolfgang Oswald (deutsch-evangelischer Theologe) die Exoduserzählung alle drei Hegemonien des 7. Jahrhunderts v.u.Z. als Hintergrund haben: die assyrische (bis etwa 612), die ägyptische (bis 605 unter Necho II.) und die babylonische (ab 604)
Die Erwähnung einer Person namens Haman in der Geschichte des Mose und Pharao im Koran (vgl. 28,6; 8,38; 29,39; 40,24+36) und der angebliche Fund einer altägyptischen Inschrift mit seinem Namen lange vor dem Aufkommen des Islam wird von vielen Muslimen als der wichtigste historische Beweis für die Wahrheit des Korans und des Islams betrachtet.
Maurice Bucaille behauptete, er habe die Person „Haman“ in den Hieroglyphen auf einem altägyptischen Türpfosten identifizieren können.
Das ‚Hmn‘ soll dabei als Haman gelesen werden, jedoch steht auf dem Artefakt ein sondern ‚Hmn-h‘“, da letzte "h" hat Bucaille jedoch weggelassen.Der eigentliche Namen auf dem Artefakt lautet daher Hemen-hetep
Bucaille liest auf dem Artefakt ein „Vorsteher der Steinbrucharbeiter“ , jedoch steht dort ‚Vorsteher der Steinmetze des Amun(-tempel)‘, der nur ein Temel bzw. Steinbruch unter vielen war, woraus sich kein engeres Verhältnis zum Pharao ableiten lässt, obwohl Bucaille dies propagierte.
Prof. Dr. Jürgen Osing (em.), Ägyptologisches Seminar Freie Universität Berlin
Dr. Katharina Stegbauer vom ägyptologischen Institut der Universität Leipzig
Dr. Erhart Graefe, Direktor des Institutes für Ägyptologie und Koptologie der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster
Schasu/Apiru
Da die Exoduserzählung vermutlich ihre früheste Gestalt im 7. Jahrhundert v.u.Z. angenommen hat, sieht sie Helmut Utzschneider von alttestamentlichen Vorgaben her (zunächst) als eine Reaktion auf eine assyrische Bedrohung des späten judäischen Staatswesens. Sie könnte beispielsweise die Belagerung Jerusalems im Jahr 701 durch den assyrischen Großkönig Sanherib reflektieren. Dies wird vor allem auf der Grundlage einer theologischen Befreiungserfahrung begründet.
E. Otto bezieht die Exoduserzählung auf Ereignisse unter König Manasse von Juda (ca. 696–642 v.u.Z.), während dessen Regierungszeit Judäer Zwangsarbeiten für den assyrischen König Asarhaddon (680–669 v.u.Z.) ausführen mussten. Die Moses-Figur ist dabei als Gegenentwurf politischer Theologie zur neu-assyrischen Königsideologie im 7. Jahrhundert v.u.Z. und als Adaption der Sargonlegende zu verstehen.
Laut Wolfgang Oswald (deutsch-evangelischer Theologe) die Exoduserzählung alle drei Hegemonien des 7. Jahrhunderts v.u.Z. als Hintergrund haben: die assyrische (bis etwa 612), die ägyptische (bis 605 unter Necho II.) und die babylonische (ab 604)
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Haman - Koran
Maurice Bucaille behauptete, er habe die Person „Haman“ in den Hieroglyphen auf einem altägyptischen Türpfosten identifizieren können.
Das ‚Hmn‘ soll dabei als Haman gelesen werden, jedoch steht auf dem Artefakt ein sondern ‚Hmn-h‘“, da letzte "h" hat Bucaille jedoch weggelassen.Der eigentliche Namen auf dem Artefakt lautet daher Hemen-hetep
Bucaille liest auf dem Artefakt ein „Vorsteher der Steinbrucharbeiter“ , jedoch steht dort ‚Vorsteher der Steinmetze des Amun(-tempel)‘, der nur ein Temel bzw. Steinbruch unter vielen war, woraus sich kein engeres Verhältnis zum Pharao ableiten lässt, obwohl Bucaille dies propagierte.
Prof. Dr. Jürgen Osing (em.), Ägyptologisches Seminar Freie Universität Berlin
Dr. Katharina Stegbauer vom ägyptologischen Institut der Universität Leipzig
Dr. Erhart Graefe, Direktor des Institutes für Ägyptologie und Koptologie der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster
Kein Beweis für göttliche Offenbarung des Korans in ägyptischen Inschriften - Institut für Islamfragen (islaminstitut.de)
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Eckart Otto (* 1944) ist Professor emeritus für Altes Testament an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität MünchenHelmut Utzschneider (* 1949) war von 1992 bis 2014 Professor für Altes Testament an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau.
Israel Finkelstein (*1949) ist Direktor des Archäologischen Instituts der Universität von Tel Aviv. Er hat als Gastprofessor in Chicago, Harvard und an der Sorbonne gelehrt und zählt zu den führenden Archäologen in Israel.
Bernard Malcolm Levinson ist Professor für Altertumswissenschaften und Nahoststudien sowie für Rechtswissenschaften an der University of Minnesota, wo er den Berman-Familienlehrstuhl für Jüdische Studien und Hebräische Bibel innehat.
Das Open Richly Annotated Cuneiform Corpus, kurz Oracc, ist ein fortlaufendes Projekt, das darauf abzielt, das Korpus der Keilschriftkompositionen aus dem Alten Orient online verfügbar und für Benutzer zugänglich zu machen.
ETANA ist ein multiinstitutionelles Kooperationsprojekt (u.a verschiedener Universitäten), das als elektronisches Publikationsprojekt entstanden ist, um das Studium der Geschichte und Kultur des Alten Orients zu verbessern.
Das Wissenschaftliche Bibellexikon (WiBiLex) ist ein frei im Internet zugängliches, von Theologen und anderen Fachwissenschaftlern erstelltes Bibellexikon
Israel Finkelstein (*1949) ist Direktor des Archäologischen Instituts der Universität von Tel Aviv. Er hat als Gastprofessor in Chicago, Harvard und an der Sorbonne gelehrt und zählt zu den führenden Archäologen in Israel.
Bernard Malcolm Levinson ist Professor für Altertumswissenschaften und Nahoststudien sowie für Rechtswissenschaften an der University of Minnesota, wo er den Berman-Familienlehrstuhl für Jüdische Studien und Hebräische Bibel innehat.
Das Open Richly Annotated Cuneiform Corpus, kurz Oracc, ist ein fortlaufendes Projekt, das darauf abzielt, das Korpus der Keilschriftkompositionen aus dem Alten Orient online verfügbar und für Benutzer zugänglich zu machen.
ETANA ist ein multiinstitutionelles Kooperationsprojekt (u.a verschiedener Universitäten), das als elektronisches Publikationsprojekt entstanden ist, um das Studium der Geschichte und Kultur des Alten Orients zu verbessern.
Das Wissenschaftliche Bibellexikon (WiBiLex) ist ein frei im Internet zugängliches, von Theologen und anderen Fachwissenschaftlern erstelltes Bibellexikon
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