Was ist "denken"? ...
Hallpike im Bezug auf Piaget:
"Denken ist ein sich selbst regulierendes System, dass danach strebt, in ein Gleichgewicht mit seiner Umgebung zu kommen, indem es stabile Vorstellungen konstruiert, die die Veränderlichkeit und Schwankungen eben dieser Umwelt überwindet."
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Die kognitive Entwicklung des Menschens führt zu neuen Erkenntnisfähigkeiten und Erkenntnisinhalten. Die kognitiven Strukturen sind dabei Träger und Motor der kognitiven Evolution, wodurch diese auch als "Strukturgenese" bezeichnet werden kann. Es beschreibt den Vorgang, bei dem kognitive Strukturen neue kognitive Strukturen bilden.
Nach Theorie der Strukturgenese impliziert der Erkenntnisvorgang auch (gesellschaftliche) Interaktion.
Die kognitive Ontogenese besteht vorwiegend in der schrittweisen Transformation der Strukturformate, d.h.: der Veränderung der konstituierenden Eigenschaften der kognitiven Strukturen. Dadurch ist es möglich, ein und den selben Betreff von unterschiedlichen Blickwinkeln her zu betrachten.
Die Verinnerlichungshypothese ist die erste dieser Transformationen und beschreibt, wie durch Verinnerlichung sensomotorischer Handlungen und Wahrnehmungen die Vorstellungen und das intuitive Wissen entstehen.
Die Verbegrifflichungshypothese als zweite Transformation beschreibt den Vorgang der Verbegrifflichung und die Entstehung reflexiv bewussten Wissens. Dabei analysiert und rekonstruiert das erkennende Subjekt intuitive Wissenskomplexe mit Hilfe anderer intuitiver Wissensstrukturen und wählt dafür verbale Bezeichnungen aus. Erst im dadurch entstehendem begrifflichen Wissen weiß das Subjekt explizit, was es über den Betreff weiß.
Dem erkennenden Subjekt ("ich") ist kein explizites bewusstes Wissen über sich selbst gegeben. Das "Ich" ist das Produkt reflexiven Denkens, mit dem die Person intuitives Wissen über sich selbst begrifflich adaptiv rekonstruiert hat.
Die kognitive Evolution ist kein Geschehen, das sich ausschließlich im individuellen Subjekt abspielt, sondern das Subjekt verdankt sein Wissen auch der Interaktion mit dem sozialen Umfeld.
Quelle: Thomas Bernhard Seiler: "Die Evolution der kognitiven Strukturen nach der genetischen Erkenntnistheorie und nach der Strukturgenese":
link
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Wahrnehmung:
Die Sinneswahrnehmung, welche über die Sinnesorgane in die Psyche einströmt, fließt größten Teils in den unbewussten Bereich, nur ein kleiner Teil davon erreicht das Ich.
Die Innere Wahrnehmung fließt vom Selbst zum Ich und vermittelt, im Gegensatz zu den Sinneswahrnehmungen, schon verarbeitete Informationen an das Ich.
Das Selbst integriert die ihm zufließenden Informationsströme aus von außen zufließenden Sinneswahrnehmungen, von Wahrnehmungen aus dem eigenen Körper, von "außersinnlichen" (aber nicht über die bekannten Sinnesorgane hinaus gehenden) Wahrnehmungen und von vom Ich her kommenden Rückmeldungen. Dies alles wird dann vom Selbst im Sinne kybernetischer Informationsverarbeitung noch mit den "angeborenen" Sollwerten verglichen.
Das Ergebnis dieser Integrationsprozesse sendet das Selbst dann je nach Bewusstseinszustand (wach, schlafend, ...) in Gestalt von Wachfantasien, Träumen, Visionen oder Wirkimpulsen an den Körper, die Außenwelt, die innere Wahnehmung oder ins Bewusstsein.
Dieses Gesammtintegrationszentrum "Selbst" empfängt Botschaften von außerhalb und innerhalb und entwirft, auf Grund seines phylogenetisch erworbenen Wissens, ein System, fortlaufend situationsgerechter Handlungsmuster, die es als Impulse an die Muskulatur (auch die des Sprachapparats) und als Gestaltungen des Unbewussten an das aus ihm hervorgegangene Ich schickt, während es gleichzeitig über das vegetative Nervensystem die hierzu nötige Energie bereit stellt.
Das Selbst strebt sowohl nach psychischer Ganzheit, drängt aber das Ich dazu, Grenzen zu überschreiten. Dies hält im Bezug auf´s Denken die Evolution des Bewusstseins in Gang, kann jedoch im Bezug auf´s Handeln - wenn es nicht optimiert ist - negative, "böse" Tendenzen entwickeln. Diese Ambivalenz des Selbst wurde im archaischen Bewusstsein durch die Projektion wahrgenommener Selbstveranschaulichungen des Selbst, auf die jenseitigen Wesen übertragen. So wurde Schiva gut, aber auch böse und so entstanden Gott und Teufel. Somit wurde das Bestreben des Selbst zu psychischer Ganzheit als "Weg des Glaubens" und das Bestreben zur Grenzüberschreitung als "teuflische" Versuchung interpretiert.
Das "Unbewusste" reicht im Grunde hinab bis zur Zelle, als die Regelung, zur Aufrechterhaltung des Lebensprozesses. Das tiefenpsychologische Selbst, als oberstes Regulierungszentrum, ist dabei in der Neurobiologie durch den Begriff "Gesammtintegrationszentrum" bestätigt wurden.
Willy Obrist: "Die Mutation des europäischen Bewusstseins: Von der mythischen zur heutigen Weltsicht und Spiritualität"
Hallpike im Bezug auf Piaget:
"Denken ist ein sich selbst regulierendes System, dass danach strebt, in ein Gleichgewicht mit seiner Umgebung zu kommen, indem es stabile Vorstellungen konstruiert, die die Veränderlichkeit und Schwankungen eben dieser Umwelt überwindet."
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Die kognitive Entwicklung des Menschens führt zu neuen Erkenntnisfähigkeiten und Erkenntnisinhalten. Die kognitiven Strukturen sind dabei Träger und Motor der kognitiven Evolution, wodurch diese auch als "Strukturgenese" bezeichnet werden kann. Es beschreibt den Vorgang, bei dem kognitive Strukturen neue kognitive Strukturen bilden.
Nach Theorie der Strukturgenese impliziert der Erkenntnisvorgang auch (gesellschaftliche) Interaktion.
Die kognitive Ontogenese besteht vorwiegend in der schrittweisen Transformation der Strukturformate, d.h.: der Veränderung der konstituierenden Eigenschaften der kognitiven Strukturen. Dadurch ist es möglich, ein und den selben Betreff von unterschiedlichen Blickwinkeln her zu betrachten.
Die Verinnerlichungshypothese ist die erste dieser Transformationen und beschreibt, wie durch Verinnerlichung sensomotorischer Handlungen und Wahrnehmungen die Vorstellungen und das intuitive Wissen entstehen.
Die Verbegrifflichungshypothese als zweite Transformation beschreibt den Vorgang der Verbegrifflichung und die Entstehung reflexiv bewussten Wissens. Dabei analysiert und rekonstruiert das erkennende Subjekt intuitive Wissenskomplexe mit Hilfe anderer intuitiver Wissensstrukturen und wählt dafür verbale Bezeichnungen aus. Erst im dadurch entstehendem begrifflichen Wissen weiß das Subjekt explizit, was es über den Betreff weiß.
Dem erkennenden Subjekt ("ich") ist kein explizites bewusstes Wissen über sich selbst gegeben. Das "Ich" ist das Produkt reflexiven Denkens, mit dem die Person intuitives Wissen über sich selbst begrifflich adaptiv rekonstruiert hat.
Die kognitive Evolution ist kein Geschehen, das sich ausschließlich im individuellen Subjekt abspielt, sondern das Subjekt verdankt sein Wissen auch der Interaktion mit dem sozialen Umfeld.
Quelle: Thomas Bernhard Seiler: "Die Evolution der kognitiven Strukturen nach der genetischen Erkenntnistheorie und nach der Strukturgenese":
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Wahrnehmung:
Die Sinneswahrnehmung, welche über die Sinnesorgane in die Psyche einströmt, fließt größten Teils in den unbewussten Bereich, nur ein kleiner Teil davon erreicht das Ich.
Die Innere Wahrnehmung fließt vom Selbst zum Ich und vermittelt, im Gegensatz zu den Sinneswahrnehmungen, schon verarbeitete Informationen an das Ich.
Das Selbst integriert die ihm zufließenden Informationsströme aus von außen zufließenden Sinneswahrnehmungen, von Wahrnehmungen aus dem eigenen Körper, von "außersinnlichen" (aber nicht über die bekannten Sinnesorgane hinaus gehenden) Wahrnehmungen und von vom Ich her kommenden Rückmeldungen. Dies alles wird dann vom Selbst im Sinne kybernetischer Informationsverarbeitung noch mit den "angeborenen" Sollwerten verglichen.
Das Ergebnis dieser Integrationsprozesse sendet das Selbst dann je nach Bewusstseinszustand (wach, schlafend, ...) in Gestalt von Wachfantasien, Träumen, Visionen oder Wirkimpulsen an den Körper, die Außenwelt, die innere Wahnehmung oder ins Bewusstsein.
Dieses Gesammtintegrationszentrum "Selbst" empfängt Botschaften von außerhalb und innerhalb und entwirft, auf Grund seines phylogenetisch erworbenen Wissens, ein System, fortlaufend situationsgerechter Handlungsmuster, die es als Impulse an die Muskulatur (auch die des Sprachapparats) und als Gestaltungen des Unbewussten an das aus ihm hervorgegangene Ich schickt, während es gleichzeitig über das vegetative Nervensystem die hierzu nötige Energie bereit stellt.
Das Selbst strebt sowohl nach psychischer Ganzheit, drängt aber das Ich dazu, Grenzen zu überschreiten. Dies hält im Bezug auf´s Denken die Evolution des Bewusstseins in Gang, kann jedoch im Bezug auf´s Handeln - wenn es nicht optimiert ist - negative, "böse" Tendenzen entwickeln. Diese Ambivalenz des Selbst wurde im archaischen Bewusstsein durch die Projektion wahrgenommener Selbstveranschaulichungen des Selbst, auf die jenseitigen Wesen übertragen. So wurde Schiva gut, aber auch böse und so entstanden Gott und Teufel. Somit wurde das Bestreben des Selbst zu psychischer Ganzheit als "Weg des Glaubens" und das Bestreben zur Grenzüberschreitung als "teuflische" Versuchung interpretiert.
Das "Unbewusste" reicht im Grunde hinab bis zur Zelle, als die Regelung, zur Aufrechterhaltung des Lebensprozesses. Das tiefenpsychologische Selbst, als oberstes Regulierungszentrum, ist dabei in der Neurobiologie durch den Begriff "Gesammtintegrationszentrum" bestätigt wurden.
Willy Obrist: "Die Mutation des europäischen Bewusstseins: Von der mythischen zur heutigen Weltsicht und Spiritualität"
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