"Die christliche Topographie ist eine reine Fiktion. Die heiligen Stätten kommemorieren nicht durch Zeitzeugen gesicherte Fakten, sondern Glaubensideen, die in ihnen "nachträglich" Wurzeln schlagen."
"Es gab keine Orte, an denen sich die Erinnerung von sich aus erhalten hätte, so wurde sie nachträglich, um 100 u.Z., von Kennern der galiläischen Geografie mit Orten verbunden. Mit dem Auftreten des Paulus verlagert sich jedoch das Schwergewicht der Erinnerung von Galiläa nach Jerusalem. Hier gibt es überhaupt keine authentischen Erinnerungen, weil sich Prozess und Hinrichtung Christi in Abwesenheit der Jünger abgespielt haben werden. Jerusalem tritt ins Zentrum, weil jetzt unter verändertem theologischen Fokus das Leben Jesu von Passion und Auferstehung als den entscheidenden Ereignissen her neu rekonstruiert wird.
Bezug 3./4. Jhr. u.Z. christliche (römisch-kath.) Kirche: Nun erst "zieht die religiöse Gesellschaft sich auf sich selbst zurück, fixierte sie ihre Traditionen, legt sie ihre Lehre fest und erlegte den Laien eine Klerikerhierarchie auf, die nicht mehr einfach aus den Funktionären und Verwaltern der christl. Gemeinde besteht, sondern eine geschlossene, von der Welt abgesonderte und gänzlich der Vergangenheit zugewandte Gruppe bildet, die einzig und allein damit befaßt ist, das Gedächtnis der Vergangenheit zu bewahren" (1985 Halbwachs)
Die Kirche ist zum ersten Mal mit dem Anspruch alles bindender und zugleich kanonischer, d.h. auf Wahrheit gegründeter, undisputabler Autorität aufgetreten und hat durch die Verpflichtung auf ihren Kanon eine monozentrische Kultur hervorgebracht. Kennzeichnend für eine solche Kultur ist ihre Gesamtorientierung, die Macht einer in verschiedenen Codes kultureller kommunikativer Praxis überformenden und bindenden Einheitsformel, die keinen Raum lässt für selbständiges Denken und autonome Diskurse.
Das archaische (christliche) Weltverständnis wurde dadurch überwunden, das die Theologie sich der kritischen Geschichtsforschung widmete, indem man dabei erkannte, das "Gottes Worte" ein rein menschliches Werk waren.
Die von "Markus" erschaffene "Geschichte" Jesus wurde von "Matthäus" und "Lukas" weiter geführt, während "Johannes" den Jesus noch mit Elementen der christlichen Mythologie verband, welche dadurch in Folge als authentisches Wort Gottes geglaubt wurde.
Dabei beruht der Glaube, Jesus sei auferstanden, auf einer Vision Paulus und es zeigte sich, das die Vorstellung des Jesus als himmlisches Wesen erst nach der Missionierung der Diaspora-Juden Einzug in den christlichen Mythos hielt und die Idee des wesensgleichen Sohnes (griech. "logos") erst durch heidenchristliche Gemeinden vollzogen wurde.
Ägypten, Altes Reich, nach 3000 v.u.Z.:
Das "Hochschieben des Himmels" war soweit voran geschritten, das nun der Weltenschöpfer "Ptah" als transzendent bezeichnet wurde. Doch ergab sich daraus das Problem, wie dieser "alles Begreifen übersteigende" Gott noch auf die Gebete der Menschen hören konnte. Gelöst wurde das Problem durch das Paradox des wesensgleichen Sohnes, der dem Vater zwar wesensgleich ist, der aber gleichzeitig den Menschen nahe steht. Diesen "Sohn" erkannten die Ägypter in der Sonne (als Sonnenwesen).
Mehr als 2000 Jahre später ist dieses Vater-Sohn-Theologem in die trinitarische Glaubensvorstellung des Christentums eingegangen.
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Quelle:
Jan Assmann: "Das kulturelle Gedächtnis"
Willy Obrist: "Die Mutation des europäischen Bewusstseins: Von der mythischen zur heutigen Weltsicht und Spiritualität"
Pi=3?
aus: 1. Könige 7:
"Es gab keine Orte, an denen sich die Erinnerung von sich aus erhalten hätte, so wurde sie nachträglich, um 100 u.Z., von Kennern der galiläischen Geografie mit Orten verbunden. Mit dem Auftreten des Paulus verlagert sich jedoch das Schwergewicht der Erinnerung von Galiläa nach Jerusalem. Hier gibt es überhaupt keine authentischen Erinnerungen, weil sich Prozess und Hinrichtung Christi in Abwesenheit der Jünger abgespielt haben werden. Jerusalem tritt ins Zentrum, weil jetzt unter verändertem theologischen Fokus das Leben Jesu von Passion und Auferstehung als den entscheidenden Ereignissen her neu rekonstruiert wird.
Bezug 3./4. Jhr. u.Z. christliche (römisch-kath.) Kirche: Nun erst "zieht die religiöse Gesellschaft sich auf sich selbst zurück, fixierte sie ihre Traditionen, legt sie ihre Lehre fest und erlegte den Laien eine Klerikerhierarchie auf, die nicht mehr einfach aus den Funktionären und Verwaltern der christl. Gemeinde besteht, sondern eine geschlossene, von der Welt abgesonderte und gänzlich der Vergangenheit zugewandte Gruppe bildet, die einzig und allein damit befaßt ist, das Gedächtnis der Vergangenheit zu bewahren" (1985 Halbwachs)
Die Kirche ist zum ersten Mal mit dem Anspruch alles bindender und zugleich kanonischer, d.h. auf Wahrheit gegründeter, undisputabler Autorität aufgetreten und hat durch die Verpflichtung auf ihren Kanon eine monozentrische Kultur hervorgebracht. Kennzeichnend für eine solche Kultur ist ihre Gesamtorientierung, die Macht einer in verschiedenen Codes kultureller kommunikativer Praxis überformenden und bindenden Einheitsformel, die keinen Raum lässt für selbständiges Denken und autonome Diskurse.
Das archaische (christliche) Weltverständnis wurde dadurch überwunden, das die Theologie sich der kritischen Geschichtsforschung widmete, indem man dabei erkannte, das "Gottes Worte" ein rein menschliches Werk waren.
Die von "Markus" erschaffene "Geschichte" Jesus wurde von "Matthäus" und "Lukas" weiter geführt, während "Johannes" den Jesus noch mit Elementen der christlichen Mythologie verband, welche dadurch in Folge als authentisches Wort Gottes geglaubt wurde.
Dabei beruht der Glaube, Jesus sei auferstanden, auf einer Vision Paulus und es zeigte sich, das die Vorstellung des Jesus als himmlisches Wesen erst nach der Missionierung der Diaspora-Juden Einzug in den christlichen Mythos hielt und die Idee des wesensgleichen Sohnes (griech. "logos") erst durch heidenchristliche Gemeinden vollzogen wurde.
Ägypten, Altes Reich, nach 3000 v.u.Z.:
Das "Hochschieben des Himmels" war soweit voran geschritten, das nun der Weltenschöpfer "Ptah" als transzendent bezeichnet wurde. Doch ergab sich daraus das Problem, wie dieser "alles Begreifen übersteigende" Gott noch auf die Gebete der Menschen hören konnte. Gelöst wurde das Problem durch das Paradox des wesensgleichen Sohnes, der dem Vater zwar wesensgleich ist, der aber gleichzeitig den Menschen nahe steht. Diesen "Sohn" erkannten die Ägypter in der Sonne (als Sonnenwesen).
Mehr als 2000 Jahre später ist dieses Vater-Sohn-Theologem in die trinitarische Glaubensvorstellung des Christentums eingegangen.
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Quelle:
Jan Assmann: "Das kulturelle Gedächtnis"
Willy Obrist: "Die Mutation des europäischen Bewusstseins: Von der mythischen zur heutigen Weltsicht und Spiritualität"
Pi=3?
aus: 1. Könige 7:
23 | Und er machte ein Meer, gegossen, zehn Ellen weit, von einem Rand zum andern, rund umher, und fünf Ellen hoch, und eine Schnur dreißig Ellen lang war das Maß ringsum. |
24 | Und um dasselbe Meer, das zehn Ellen weit war, gingen Knoten an seinem Rande rings ums Meer her; der Knoten aber waren zwo Riegen gegossen. |
25 | Und es stund auf zwölf Rindern, welcher drei gegen Mitternacht gewandt waren, drei gegen Abend, drei gegen Mittag und drei gegen Morgen, und das Meer oben drauf, daß alle ihr Hinterteil inwendig war. |
26 |
Seine Dicke aber war eine Hand breit, und sein Rand war wie eines Bechers Rand, wie eine aufgegangene Rose; und ging drein zweitausend Bath.
laut Tafelwerk:
Umfang (U) = Durchmesser(d) x Pi >> Pi = U : D = 30 Ellen durch 10 Ellen = 3 |
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